Flachsberg Idylle Dienstag 15.6.2021
Freitag war mein letzter Arbeitstag gewesen. Das war schon mit einigen Emotionen verbunden. Das letzte persönliche Gespräch mit meinem Chef am Donnerstag führte er vom Auto aus, mit seiner Familie, die auf dem Weg war, eine neue Katze zu kaufen. Was sagt mir das ? Damit nicht meine 37 1/2 Jahre in einer Verabschiedungs Webex enden, habe ich noch die Kollegen in VR eingeladen und wir hatten noch ein paar interessante Minuten in meinen Räumen von Hubs. Hoffentlich bleibt noch was in Erinnerung von meinem Abschied. Corona macht alles zu Nichte. Selbst einen Abschied nach so langer Zeit in einer Firma kann man nicht mehr im Kreise seiner Kollegen feiern. Alles verliert an Bedeutung, bzw alles ist nur noch Webex oder Zoom.
Zumindest Sabine hatte noch eine Überraschung für mich und hatte für den Abend was leckeres zu Abendessen von der netten Türkin aus der Stadt eingekauft.
Am Wagen war nicht mehr viel vorzubereiten. Die Probefahrt am letzten Wochehende hatte gezeigt, dass wir schon ziemlich gut mit unseren Listen waren. Ich hatte noch für das mobile Solarpanel von Wattstunde eine Verlängerung gebastelt, damit man es besser nutzen konnte, denn meistens standen wir ja im Schatten und das mitgelieferte Kabel war zu kurz, um es richtig in die Sonne zu stellen. Das Solarpanel tat in den Zeiten, wo wir mit dem Wagen nicht unterwegs waren, auch im Garten seinen Dienst. Unsere Handies wurden damit aufgeladen.
Abends noch Einweisung für Rainer, wie das alles mit der Gartenbewässerung funktioniert und was er selber mit der Kanne wässern sollte. Unsere neue Schwengelpumpe hatte ich endlich installiert, mit Sockel betonieren und so. Aber die sollte Rainer noch nicht nutzen.
Leider ist der Garten zu dieser Zeit immer gerade voll in der Wachstumsphase, die Salate, die rote Beete, der Mangold, die Erdbeeren, alles vertrug gerade jetzt keine Trockenphase. Und es sollte besonders warm die nächsten Tage werden.
Die Coronaverordnungen verlangten für jemanden wie mich, der schon einmal geimpft worden ist, immer noch einen Test vor dem Betreten eines Campingplatzes, zumindest in Brandenburg. Es war zur Zeit überall anders, Test, Ja/Nein, Testart, Schnelltest oder Selbsttest, Gültigkeit des Testes bis zur Anreise, Gültigkeit des Testes für Dauer des Aufenthaltes. Für Doppeltgeimpfte wie Sabine standen alle Türen offen. Also reservierte ich mir in der Lönsapothekte einen freien Slot am Dienstag morgen um 9.10 Uhr. Natürlich hatte ich nicht gelesen, dass der Test nicht in der Apotheke stattfand sondern draußen auf dem Parkplatz in einem Zelt. Auf einem Barhocker schob man mir den Teststab so tief in die Nase, dass mir anschliessend die Tränen kamen. Ich musste kurz warten, ob der Test gelunden war, und bekam ihn dann 20 Minuten später auf meine Handy zugeschickt. Negativ, hätte ich mich auch gewundert, wenn anders. ‚Ist doch umsonst’ hatte unser rot. Präsident gesagt. Damit kann ich mich aber nicht abfinden. Denn es hat wieder den Steuerzahler, und damit auch mich, 18 Euro gekostet. Dazu kommt der ganze Sondermüll. Wer soll das alles bloss bezahlen ? Das will aber keiner hören. Heute sollen angeblich Lockerungen beschlossen worden sein, auch was die Maskentragepflicht angeht. Diese Einschränkungen kann man auch keinem mehr plausible erklären, während in England, wo doch Corona am stärksten nach unseren Medien noch vertreten sein sollte, gerade jetzt das G7 Treffen mit vielen Jounalisten und auch die Fussball Europameisterschaft stattfindet. Entweder wir haben Pandemie oder nicht ?
Kurz nach 10 Uhr ging es dann los. Autobahn Richtung Berlin. Zum Glück kein Stau ab Hittfeld, so wie wir letztens 1 1/2 Studnen wg Stau nach Hamburg gebraucht hatten, als wir Inga und Jan in Hamburg besuchen wollten.
Ein starker Espresso auf halber Strecke tat gut und Sabine hatte leckere Wraps zur Stärkung dabei.
Kurz vor 15 Uhr waren wir an der Schranke vom Campingplatz Flachsberg. Wie alte Bekannte wurden wir begrüßt. Die Welt war hier noch in Ordnung, auch wenn die Coroanverordungen und die entsprechende Bürokratie einige Stories erzählen konnte.
Wir bekamen wieder ‚unseren Platz‘ im Schatten. Nach einem Kaffee und noch Rabarberkuchen vom WE ging es auf einen Rundgang über das Gelände.
Einige neue Wagen, aber immer noch Fossilien aus DDR Zeiten. Man müsste mal eine Doku über die individuellen künstlerische Gestaltungen auf den Plätzen machen.
Frösche, Erdmännchen, Fahnen von Fussballclubs, … die Pyramide aus den Schnapsflaschen war leider weg.
Die Flachsbergidylle weckte Erinnerungen an die Zeiten, als man noch dort essen und sehr günstig trinken konnte. Ein Schnaps 1 €, erinnere ich.
Es war Fussball Europameisterschaft und irgendein Spiel heute Abend. Einen Fernseher vermissen wir überhaupt nicht. Wir geniessen hier die Natur. Es ist jetzt 22.00 Uhr und war noch hell, denn in einer Woche ist Sonnenwende. Aber es wurde doch langsam frischer.
Unser Basilikum hat übrigens die 12 Tage gut überlebt. Immer in etwas Wasser stehen und es geht der Pflanze gut.
Flachsberg Mittwoch 16. Juni
Morgens gleich eine Runde schwimmen im See, Sabine hatte Gefallen an Baden im See gefunden, sogar am Morgen noch vor dem Frühstück. Die Badehose konnte wieder trocken bleiben, denn es war noch ganz still am See.
Unsere Hamburger Nachbarn mit dem Zelt und den Fahrrädern waren auf dem Absprung Richtung Berlin, wir wollten die bekannte Strecke, den Storchenradweg, am Beetsee entlang Richtung Stadt Brandenburg radeln.
Es war sehr angenehm von der Temperatur, fast schon etwas zu warm. Wenn man weiss, wo es lang geht, ist die Strecke bis auf die sandigen Stellen sehr schön zu radeln.
Gleich hinter Gortz das tolle Feld mit den Mohnblumen. Sabine hatte mich vor der Abfahrt noch aufmerksam gemacht, dass der Ort Götz und Götzer Berge gar nicht weit von hier ist. Ich hatte damals im Urlaub entlang der Havel das Ortsschild fotografiert und in meine Abschiedsrede am Freitag mit eingebaut, neben dem Song, den mir Knuffel noch am Donnerstag Abend geschickt hatte, der sooo wunderbar mit dem ‚Its all over now, Baby Blue‘ in die vergangene IBM Zeit passte.
Sabine hatte vorgestern noch einen zweiten Wrap gemacht, den wir uns auf einer Bank an einem der vielen Havelkanäle von Brandenburg gönnten. Hausboote waren der Renner für Touristen, laufend schipperte eines vorbei. Von Corana war hier nichts zu merken. Nur beim Rewe musste ich später noch mal die Maske aufsetzen.
Ein Softeis mit Espresso gab es an der Brücke wie letztes Jahr als wir Pfingsten hier waren. Das gab noch mal Energie für die Weiterfahrt bei der Hitze, die wir inzwischen hatten. Diese Kombi, Softeis und Espresso hatte ich woanders auch gesucht, aber nie gefunden. Eine geniale Kombi für diese Sommertage.
Wir radelten noch etwas durch die Stadt Brandenburg, immer schön an den Kanälen entlang. Fuß- und Radwege entlang der Kanäle hat man hier sehr schön ausgebaut. Brandenburg ist inzwischen mit den vielen Havelkanälen ja auch das Venedig des Nordens.
Noch mal am alten Rathaus vorbei, ‚Wenn einer kommt und saget an, er habe es allen recht getan, so beten wir zum lieben Herrn, er möcht auch diese Kunst uns lehren‘.
Zurück kürzten wir bei den Spargelfeldern über die Landstraße etwas ab. Das ersparte uns die sandigen Stellen und wir hörten schließlich die Badestelle vom Campingplatz schon rufen.
Neben unserem Platz hatte sich ein neues Wohnmobil im Sand des Volleyballfeldes mit einem Vorderrad tief eingegraben und kam trotz unserer Hilfe mit Schieben da nicht wieder raus, auch meine Schaufel half nicht. Der Campinplatzbesitzer zog ihn dann schliesslich mit seinem Allrad Jeep wieder raus. Wie würde ich in einer solchen Situation reagieren ? Man könnte noch die Auffahrhilfen als festen Untergrund versuchen zu nutzen, denn eine Abschleppkupplung wie der hatten wir nicht an unserem Bimo. Und wo sollte man ein Abschleppseil festmachen, wenn man denn eines hätte ?
Inga überraschte uns mit der guten Nachricht, dass Jan und sie sich für eine Wohnung in Niendorf ab 15. Juli entschieden hätten. Dann kann der Umzug ja beginnen. Sie fängt ihren Job in Hamburg ab 1. August an.
Es ist noch lange hell und es war angenehm warm zum draussen sitzen, bis dann die Mücken kamen.
Flachsberg Donnerstag 17. Juni
Morgens schwimmen, sehr warm, den ganzen Tag im Schatten unter der Markise verdöst und abwechselnd wieder ins Wasser.
Sabine kam vom Bezahlen nicht zurück. Sie hatte sich mit dem Campingplatzbesitzer über die Coronaverordnungen unterhalten und der rief dann sogar in ihrem Beisein das Gesundheitsamt von Brandenburg an, denn angeblich war vorgestern beschlossen worden die Verordungen zu lockern und keine Tests mehr zu fordern. Das Gesundsheitsamt verwies auf das Landratsamt, das die Webseite aktualisieren musste. Was tut man den ( Camping-)Betrieben und uns Bürgern bloß an ? Ist man nicht in der Lage schon vorbereitend auf eine Lockerung einen Text bereit zu haben, den man nur noch per Knopfdruck ins Netz stellt ? Will man nicht oder kann man nicht ? Auch hatte sie ein junges Paar kennengelernt, die aus Berlin kamen und sich hier eine Hütte gemietet hatten, um von hier per HomeOffice zu arbeiten. Ohne Auto ist es aber hier versorgungsmäßig etwas schwierig.
Und als Neuigkeit, die Flachsberg Idylle sollte am Samstag, also übermorgen, wenn wir gerade wieder weg sind, wieder aufmachen. Ein paar junge Dauercamper wollten sich mal als Gastwirte versuchen.
Ich spielte mit meiner neuen Kamera rum, es gab einfach zu viele Funktionen und ich beherrschte das Ding noch nicht. Gestern Abend hatte ich so eine Funktion wohl versehentlich eingeschaltet, aus der ich nicht wieder raus kam 🙁
Auch meinen MPPT Regler für das Solarpanel musste ich noch etwas genauer studieren, so ganz begriffen hatte ich auch das Teil noch nicht.
Zum Glück kam etwas Wind auf, der die Hitze erträglicher machte. Unsere Markise musste ich wegen der plötzlichen Böen noch mal extra absichern, die zwei Heringe unten am Gestänge reichten nicht. Die übergeklappte Markise an einem Wohnmobil hier auf dem Platz vor einem Jahr war uns noch allgegenwärtig.
Aufregung so gegen 22 Uhr als der Rettungshubschrauber direkt neben uns auf dem Kornfeld landete und gleich wieder startete. Ein Notfall am Campingplatz weiter oben, der Campinplatzbesitzer leitete ihn mit Warnblicker seines Jeep.
Wie sagte jemand gestern, auf einem Campingplatz ist immer was los.
Unsere Wohnmobilnachbarn sassen den ganzen Abend im Wagen. Hatten wohl keine Stühle dabei, dafür war die Sat-Antenne ausgefahren. Wahrscheinlich gab es heute Abend wieder Fußball. Wir konnten gut drauf verzichten.
Der Rotwein hatte fast Glühwein-Temperatur, es waren immerhin über 30 Grad heute im Wagen gewesen. Wir genossen den warmen Abend noch lange unter der Markise, die es vor dem Wagen erst so ‚richtig gemütlich machte‘.
Der Hubschrauber war im Tiefflug inzwischen wieder an uns vorbei geflogen und der Rettungswagen hatte in Ruhe hinter uns gekehrt. War wohl alles noch mal gut gegangen.