Mittwoch 28. Mai – Schwedt
Wir hatten nicht richtig bedacht, dass Himmelfahrt und Pfingsten für viele Berufstätige besonders viele freie Tage bei wenig Urlaubstagen ergab. Der Campingplatz Liepnitzsee war für die nächsten Tage ausgebucht.
Es war nicht weit bis zum nächsten Campingplatz in Schwedt an der Oder. Schnell waren wir auf der Autobahn. Gut eine Stunde Fahrt in Summe aber mehr Landstraße. Vorbei an der riesigen Ölraffinerie. War die noch in Betrieb ?
Grok:
Die PCK-Raffinerie in Schwedt an der Oder ist weiterhin in Betrieb, jedoch nicht in vollem Umfang. Im Jahr 2024 erreichte sie eine Auslastung von etwa 79 % mit einer Verarbeitung von 9,3 Millionen Tonnen Rohöl, was eine stabile Versorgung mit Kraftstoffen für Brandenburg und Berlin ermöglichte. Seit dem Embargo gegen russisches Öl im Januar 2023, das zuvor über die Druschba-Pipeline geliefert wurde, bezieht die Raffinerie Rohöl aus alternativen Quellen, hauptsächlich über die Häfen Rostock und Danzig, unter anderem aus Kasachstan und Saudi-Arabien. Die Umstellung auf einen Mix aus verschiedenen Rohölsorten führt jedoch zu einer geringeren Effizienz, da die Anlage für russisches Öl optimiert war.
Zusätzlich gibt es Unsicherheiten bezüglich der Eigentümerstruktur, da die Mehrheitsanteile von Rosneft unter Treuhandverwaltung des Bundes stehen, die zuletzt bis März 2025 verlängert wurde. Pläne für eine Transformation hin zu klimaneutralen Technologien, wie Wasserstoffproduktion, stocken aufgrund wirtschaftlicher und regulatorischer Herausforderungen. Trotz dieser Herausforderungen bleibt die Raffinerie ein zentraler Bestandteil der regionalen Versorgung mit Treibstoffen, Heizöl und anderen Produkten.
Zusammenfassend: Die Raffinerie ist in Betrieb, aber mit reduzierter Kapazität und anhaltenden Unsicherheiten bezüglich ihrer langfristigen Zukunft.
Wir liessen uns Zeit mit dem Lebensmittel Einkaufen und machten noch einen Bummel durch das OderZentrum in Schwedt, denn wir konnten erst ab 15 Uhr auf den Platz. Das Wetter ist wechselseitig, aber nicht so schlecht wie angesagt, jedenfalls wieder wärmer.

Direkt an der Oder oder besser gesagt dem Oder Kanal lag der Platz, betrieben von den Stadtwerken.

Die Plätze etwas eng, aber zumindest heute hatten wir fast direkten Blick auf die Oder. Die Anlage war recht neu, damit auch die Sanitäranlagen. Kräutergarten für Besucher zum Nutzen. Abrechung des Stromverbrauches direkt über eine Zahlkarte, die auch die Türen ins Sanitärgebäude eerlaubten. Sehr gutes Wlan. Enten watschelten über den Platz und die Frösche waren schon tagsüber am quaken, wie soll das denn erst in der Nacht werden ?

Die Räder blieben mal im Wagen und wir machten einen kleinen Spaziergang in die Altstadt und dem Park.

Die unmittelbare Nähe zu Polen war zu spüren. Polnische Autokennzeichen, polnische Gespräche, die Brücke ging hier über die Oder und man kam nach Polen. Müssen wir mit den Rädern mal ausprobieren.

Viel Altstadt war nicht zu sehen, alten DDR Sünden waren aber gut aufgearbeitet.

Man konnte erkennen, dass durch die Raffinerie hier mal viel Geld durch Gewerbesteuern gewesen sein musste oder noch immer ist.
Abendessen tatsächlich mal wieder vor dem Wagen, auch wenn der Himmel immer dunkler wurde.
Donnerstag 29. Mai
Ein Tag für die Tonne,
Sabine hatte es auf dem Magen und es ging ihr gar nicht gut, lag nur auf Sitzbank hinten im Wagen.
Ich hatte die ganze Zeit draussen gesessen und mir einen Sonnenstich geholt und ging abends mit Schüttelfrost ins Bett.

Zwischendurch schafften wir es zumindest ein paar Kilometer die Oder abwärts.
Die Prosecco Lärchen von neban hielten erstaunlich lange durch, eigentlich ist doch spätestens 23 Uhr Ruhe auf einem Campingplatz? Aber die vom Festival an der Oderbühne hielten noch länger durch 🙁
Freitag 30. Mai
Es ging uns wieder besser, aber wir liessen es ganz ruhig angehen.
Späten Vormittag schafften wir es mit den Rädern bis nach Garz.

Schön entlang der westlichen Oder.

Aber die Elbe gefiel uns besser, ist lieblicher vom Ufer und von der Landschaft, ich habe immer die Elbe bei Dömitz vor Augen.

Spannend war in Garz zu sehen, wie vom Lieferwagen lebende Hühner verkauft wurden. Bei 10 Hühnern 9 Euro pro Stück. 10 Hühner passen genau in eine Kiste oder gehen doch noch mehr rein ?

Ansonsten war der Ort doch ziemlich weit ab von Berlin.

Addendum Duschblog
Ganz moderne Duschen hier in Schwedt, große Umkleide und Duschkabine. Schon die Sanitäranlagen sind mit einer Chipkarte zu betreten. Diese Chipkarte sollte dafür an den Sensor der Dusche gehalten werden, es leuchtete schön in blau ein Feld und eine Ablage sollte die Karte halten. Aber die Kartenbenutzung war offensichtlich abgeschaltet, es stand dort etwas von kostenfrei. War zu kompliziert in der Anwendung? Oben drüber ein kleines Display, mit der Anzeige ‚Bereit – Start Taste drücken‘ . Es gab nur keine Start Taste, weiter unten war eine Taste mit ‚On / Off‘ beschriftet.
Nach Drücken der On/Off Taste floss das Duschwasser 🙂
Dazu passt, die Stromsäule, an der wir unseren Strom per aufgeladener Karte aktivieren müssen, springt die LED nach der Aktivierung von grün auf rot.
Ein vernünftiges UI ist schon nicht einfach.
Oder bin ich kleinlich?
Samstag 31. Mai
Da wir reserviert hatten und bei Ankunft noch um einen Tag verlängert hatten, mussten wir heute morgen umziehen. Es sollte eine Art doppelte Rochade werden. Platz C wird frei, dahin müssen die von Platz B ziehen, den wir dann bekommen sollten. Jetzt stellte sich aber heraus, die von Platz B wollten eigentlich nicht mit ihren Kindern umziehen, obwohl der Platz C mehr Raum hatte ( damit auch 8 € teurer ). Warum auch immer. Nach viel hin und her und buchhalterischen richtigen Ein- und Auszahlungen, gab es eine Win-Win Situation. Wir zogen direkt an den größeren Platz mit direktem Oderufer und tollem Blick.

Das genossen wir auch erstmal.

Damit ging es erst nach dem Kaffee auf eine kleine Radtour nach Polen rüber. Die Brücke über die westliche Oder und die ein Kilometer Oderauen waren noch Deutschland, erst als ‚richtige’ Oder kam, kamen tatsächlich Grenzkontrollen für die nach D einfahrenden Autos. 10 Grenzpolizisten taten ihren Dienst. Das kann nur die neuste Anordnung der Regierung sein.

Der polnische Ort war voll mit Läden, die von Böllern, Alkohol, Zigaretten über Gemüse bis hin zum Erotik- Shop alles gegen Zloty boten. 1:4 war der momentane Wechselkurs.

Besonders auffällig waren die vielen Angebote von Gärtnereien.

Wir radelten etwas auf der polnischen Seite die Oder in das ‚Tal der Liebe‘ rauf. Es war auf dieser Seite der Oder doch etwas hügeliger und stieg hier gleich an.

Angler am Wasser, nette neue Ferienhäuser, teilweise nur Wohnwagen, ein armseliger Bauernhof, ein Cafe. Dann Sackgasse und es ging nicht weiter.
Sabine holte ihr Handy raus, um Bilder zu machen, da meldete sich ihre zurückgebliebene Handtasche. Upps, da war sie dann doch etwas unruhig, denn jetzt waren wir das erste Mal auf dieser Reise in einem anderen Land und sie hatte ihre Papiere im Wagen liegen gelassen. – Aber die Radfahrer interessierten keinen von der Grenzpolizei.

Ich verstehe das auch nicht, warum hier mit 10 Mann kontrolliert wird, ein paar hundert Meter weiter konnte man unbehelligt über die grüne Grenze nach D kommen. Gut, man musste die Oder überqueren.

Wir grillten am Abend und genossen das laute Quarken der Frösche als es dunkel wurde.
Sonntag 1. Juni – Röddelinsee
Die Frösche hörten aber nicht auf und wollten mir den Schlaf rauben. Zum Glück hatte ich meine Oropax griffbereit. Dann konnte ich einschlafen.
Es war großer Abreisetag, eigentlich fast alle Camper wollten weg, 61 Abreisen heute, hatten wir gehört. Es war zu spüren, überall wurde gepackt und die Plätze leerten sich.
Wir liessen uns Zeit, denn wir hatten es nicht weit, Templin war nur 70 Kilometer entfernt und dort in der Nähe hatte Sabine einen Platz vorgebucht.
Schöne leicht hügelige Landschaft, die mich sehr an meine Heimat, die holsteinische Schweiz erinnerte. Nur die Anzahl der Windräder war erschreckend. Ich bin nicht stolz auf diese Errungenschaft.
Da wir Prenzlau nicht kannten, wurde Prenzlau ein Zwischenstopp, um die Zeit bis zum Einchecken um 15 Uhr zu überbrücken. Es ging ein Stückchen über die A20 gen Norden. Reisiger Stau im Kreuz auf der Gegenfahrbahn, alle, die von der Ostsee kamen und wieder nach Berlin wollten.

Es muss auch irgentwo ein Trabbi Festival gewesen sein, so viele Trabbis auf der Gegenspur hatte ich noch nie gesehen.

Prenzlau hatte eine alte, gut erhaltene Stadtmauer,

aber auch noch viele Plattenbauten.

Auch in Prenzlau war Volksfest und der Blick auf die gigantische Marienkirche wurde etwas durch ein Jahrmarkt geschmälert.
Wir gingen bis an den See runter, es war schwül warm. Die Uferpromenade kam mir bekannt vor. Sind wir da schon mal gewesen ? Ich muss mal wieder in den alten Blogs suchen. Gut, dass ich die habe.

Hier am Röddelin am Röddeliner See war die Welt noch in Ordnung. Feuerwehrfest mit Kinderfahrten in der Feuerwehr. Wir hatten uns gewundert, warum die Feuerwehr laufend am Campingplatz mit Sirene und Blaulicht vorbei kam.

Wir machten noch eine kleine Radtour in den Ort Röddelin und schafften es gerade mit dem einsetzenden Regen den Wagen wieder zu erreichen. Das war wohl das Ende eines jedes Festes. Damit wurde auch mit Schwimmen im See nichts, das machen wir dann morgen.
Heute der 1. Juni 2025 wird vielleicht ein historischer Tag. Ich glaube, wir waren noch nie so nahe an einem Atomkrieg wie diese Tage. Ich sehe sehr besorgt in die Zukunft.
Montag 2. Juni – Templin
Als erstes gingen wir schwimmen im See. Der See hatte mehr Wellengang heute morgen als gestern. So ein schönen sandigen Einstieg hatten wir lange nicht mehr. Und es war hinterher ein tolles Gefühl auf der Haut und wir waren richtig frisch. Damit brauchten wir keine morgentliche Dusche.
Frische, vor Ort gebackene Brötchen hatten wir bislang noch nie am Campingplatz. An der Anmeldung, gleich nebenan, konnte ich die abholen. Nettes Gespräch mit der Betreiberin, der Campingplatz war ein Verein und bestand aus 4 Grundstücken, eines davon, der Strandabschnitt gehörte der Stadt.
Erst am späten Vormittag machten wir uns auf, Templin zu besichtigen. Die 6,5 Kilometer bis in die Innenstadt waren schnell mit dem Fahrrad bwältigt.

Kurz vor der Innenstadt erregte aber noch der Evolotionsweg unsere Aufmerksamkeit.

Auf einem Kilometer im Stadtpark war die Entwicklung von der Entstehung der Welt und ihre Besiedelung bis heute aufgezeigt.
https://evolutionsweg.de/rubrik/wegpunkte/

In Templin fiel uns als Erstes die gut restaurierte Stadtmauer

und die Stadttore auf.

Und viele alte Gebäude

und Geschäfte

sowie das Rathaus auf dem zentralen Platz.

Die Seen sind alle miteinander verbunden. Bei uns am Campingplatz fahren laufend Boote vorbei und heute legten 2 Paddler an, die nicht nur mit ihren Booten glänzten, sondern auch sagenhafte Zelte hatten, die sich von kleinst zusammengefaltet, im Nu zum fertigen Zelt inkl. Stangen aufklappen liessen.

Auf dem Rückweg fiel uns dieses Schild auf. So heil ist die Welt hier dann doch nicht mehr 🙁
Wir haben auch eine Bildungslücke geschlossen, weil wir unmittlebar dran vorbei kamen, das Geburtshaus von Angela Merkel.
Mal wieder Call mit den IBM VR Kollegen. Das WLAN war hier gut und stabil.
Dienstag 3. Juni – Beutel und Annenwalde

Morgens wieder Baden, gemütlich gefrühstückt und durch einen Zoom Call erst gegen Mittag nach Templin rein, um mal wieder beim Griechen zu essen. Der erste Grieche, den wir angesteuert hatten, hatte Dienstag Ruhetag. Ein Glück, denn die Alternative war von der Lage viel besser, direkt am Templiner Stadt See. Wir konnten schön draussen auf der Terrasse sitzen und auf den See blicken. Eine kleine Seerundfahrt gefällig ?

Nachmittags eine kleine Radtour nach Beutel und

Annenwalde. Erstaunliche Weitblicke und keine Windräder. Ob das noch mal eine touristische Attraktion wird ?
Die Badestelle am See lag schon im Schatten, oder waren wir von der Radtour so aufgeheizt, dass uns das Wasser kälter vor kam ?
Mittwoch 4. Juni – Rückfahrt über Sachsenhausen und Berlin
Morgens wieder eine Runde schwimmen im See. Herrlich 🙂
Heute sollte unser letzter Tag der ersten 14 Tage sein. Wir wollten uns nicht in die Menge der Camper einreihen, die die Pfingsttage für ihren wohlverdienten Urlaub nutzten. Die Campingplätze waren alle ausgebucht. Ausserdem sollte das Wetter schlechter werden.
Deshalb waren wir ja schon Richtung Berlin mit der Wahl des Campingplatzes gerückt. Nachmittags wollten wir noch mal am Prenzlauer Berg bei Lars und Rocio und Iago vorbeischauen. Und dann nach dem Feierabendverkehr wieder raus aus Berlin und heim.

Bis zum Nachmittag hatten wir aber noch etwas Zeit zu überbrücken. Sabine hatte rausgefunden, dass die Gedenkstätte Sachsenhausen auf dem Weg lag. Da waren wir noch nicht, diese Bildungslücke mussten wir schliessen, auch wenn das Thema nicht besonders angenehm ist.

Sachsenhausen war bedrückend. Es war voll mit Schulklassen aus verschiendenen Ländern.
Wir fanden aber, die Gedenkstätte bei Fürstenberg war noch eindrucksvoller gestaltet.

Was wir nicht wussten, war die Verwendung des Lagers nach dem 2.ten Weltkrieg durch die Russen, die viele Gefangnen dort später in den Gulag schickten.

Nie wieder !!! Und doch sind wir wieder so nahe dran 🙁
Erkläre ich hier nicht, sonst müsste ich meinen Bademantel bereit legen.
Zum Prenzlauer Berg war es dann nicht weit. Ich bin ehrlich, ich fahre ungern mit dem Bimobil nach Berlin rein, auch wenn es fast bis zum Prenzlauer Berg über die Autobahn und die gut ausgebaute Prenzlauer Allee geht. Dort Parken ist auch so eine Sache, erstmal überhaupt eine Parklücke finden, wo ich mit dem Wagen reinpasse, die horenden Parkgebühren kommen dazu. Aber was tut man nicht alles, um den Sohn mit Frau und Enkel zu sehen.
Das Wohnblock bei Lars war eine einige Baustelle, es wurde von Gasheizung auf Fernwärme umgestellt, alle Wohnungstüren Mitte und Rechts standen offen, damit die Handwerker ein und ausgehen können, alle Möbel mit Folien abgehängt. Lars und Rocio droht das Gleiche in 3 Wochen. Sie ‚flüchten‘ deshalb 3 Wochen nach Mexiko und sind noch eine Woche geplant bei uns. Für mich wäre das Horror, meine Wohnung fremden Leuten einfach so Zutritt gewähren zu lassen.

Wir tranken gemeinsam Kaffee und machten noch eine Spaziergang im Prenlauer Berg. Die Falaffel, die Lars uns als Empfehlung für eine Stärkung der Rückfahrt gegeben hatte, waren wirklich gut.
Die Autobahn war gut frei, kurz vor 22 Uhr waren wir zuhause.
900 Kilometer in Summe für diese 14 Tage.